BEIDEK-Kunde Victor Paul Wijnen aus Badenweiler über Juli Zeh "Über Menschen":
Sowohl dem Titel als auch dem Inhalt nach schließt Juli Zeh in ihrem neuen Buch bei ihrem Erfolgsroman „Unterleuten“ an. Auch hier steht ein abgelegenes Dorf in der ehemaligen DDR im Mittelpunkt, diesmal Bracken geheißen.
Beziehungs- und Coronamüde beschließt Dora, eine erfolgreiche Werbetexterin, trotz Warnungen von Freunden, dort ein Haus zu kaufen.
Im Roman werden allen Vorurteile reichlich bedient. Spätestens als ihr Nachbar Gote sich als „der Dorf-Nazi“ vorstellt, weiß sie wo sie gelandet ist. Oder denkt das zumindest.
In der spannenden, von Sprachwitz erheiterten Geschichte, entpuppt sich das Dorf als eine Gemeinschaft, ruppig zwar, die aber - im Gegensatz zu Doras politisch korrekter Bekanntschaft in Berlin - immer Klartext redet. Nicht der Ost-West Gegensatz ist es, der hier zentral steht, sondern das Stadt-Land Gefälle.
Die ideologische Kontroverse zwischen Dora und Gote löst sich auch nicht auf der politischen Ebene auf, die bleibt bestehen, sondern auf der menschlichen.
Schließlich empfindet sie, obwohl sie eigentlich zu den „Gutmenschen“ gehört, Gotes Nähe sogar als Wohltat für ihre verkümmerte Seele: sie wird wahrgenommen.
Die Corona-Bezüge zu der Zeit nach der ersten Welle sind hochaktuell und aufschlussreich für die verfahrene Situation jetzt.
Wer das Buch einmal angefangen hat, wird es nicht mehr aus der Hand legen.
Unbedingt empfehlenswert.